Geplante Änderungen im thailändischen Steuerrecht
Einordnung und Erklärung zur neuesten Entwicklung in Sachen Einkommenssteuer
Aufgrund teils widersprüchlicher Berichte über geplante Änderungen im Steuerrecht gab es in den letzten Tagen erneut Unruhe und Diskussionen in der Expat-Community. Wir möchten die debattierten Vorschläge daher besser einordnen und erklären. Richtig ist, dass das thailändische Finanzamt (Revenue Department) derzeit einen Gesetzentwurf vorbereitet, um bestimmte Steuerregeln für ausländische Einkünfte zu lockern. Dies könnte Steuerinländern Erleichterungen bringen.
Wichtiger Hinweis
Der Gesetzentwurf befindet sich noch in einem frühen Stadium und erfordert die Zustimmung des thailändischen Kabinetts und Parlaments. Die Umsetzung könnte daher einige Zeit dauern.
Hintergrund des thailändischen Steuersystems
Das derzeitige thailändische Steuersystem regelt grundsätzlich die Versteuerung von ausländischen Einkünften, die nach Thailand überwiesen werden. Personen, die als Steuerinländer gelten – also mindestens 180 Tage im Kalenderjahr in Thailand verbringen –, zahlen nur dann Persönliche Einkommenssteuer (PIT) auf ausländische Einkünfte, wenn diese nach Thailand überwiesen werden. Einkünfte, die im Ausland bleiben, sind derzeit aus thailändischer Sicht steuerfrei, was zu fehlenden Steuereinnahmen für Thailand führt.
Seit dem 1. Januar 2024 hat das Finanzamt durch Erlass Nr. Por. 161/2566 strengere Regeln eingeführt. Diese heben eine frühere Regelung auf, wonach Einkünfte, die nach dem Jahr, in dem die Gelder erwirtschaftet und und nach Thailand überwiesen wurden, steuerfrei waren. Nun müssen Steuerinländer PIT auf alle ausländischen Einkünfte zahlen, die nach Thailand überwiesen werden, unabhängig vom Zeitpunkt des Erwerbs der Gelder.
Vorgeschlagene Änderungen
Gegenwärtig plant die thailändische Regierung, diese Regeln zumindest für 2025 zu lockern, um die Rückführung ausländischer Einkünfte von Thailändern und Expats zu fördern und inländische Investitionen anzukurbeln. Hier beginnt jedoch die Verwirrung. Schauen wir uns die vorgeschlagenen Änderungen und ihre potenziellen Auswirkungen genauer an.
Laut übereinstimmenden Medienberichten vom Mai 2025 arbeitet das thailändische Finanzamt an einem Gesetzesentwurf zur Änderung der Besteuerung ausländischer Einkünfte, die nach Thailand überwiesen werden. Der zentrale Vorschlag besagt, dass ausländische Einkünfte von thailändischen Steuerinländern (einschließlich Expats) keiner PIT unterliegen, wenn sie im laufenden Jahr 2025 oder im Folgejahr nach Thailand überwiesen werden.
Folgendes soll in Zukunft gelten:
- Einkünfte, die in 2025 erzielt und 2025 oder 2026 nach Thailand überwiesen werden, bleiben steuerfrei.
- Werden dieselben Einkünfte nach 2026 überwiesen, unterliegen sie den üblichen PIT-Sätzen, die je nach Thailands progressiver Steuerstruktur zwischen 5 % und 35 % liegen. Was allerdings für 2026 und darüberhinaus gilt, ist zur Zeit Teil der Debatte und es liegen in der Originalfassung des Gesetzentwurfs KEINE klaren Regelungen diesbezüglich vor. Einige Medien oder Social-Media Seiten haben behauptet, dass Expats, die bereits für 2024 Einkommenssteuer bezahlt haben, einen Rückerstattungsanspruch geltend machen könnten. Diese Aussage läßt sich aus dem Gesetzentwurf NICHT ableiten und es wurden zum jetzigen Zeitpunkt KEINE offiziellen Aussagen gemacht oder gar Entscheidungen getroffen. Wie gesagt, es handelt sich lediglich um einen Gesetzentwurf.
Dieser Gesetzentwurf zielt darauf ab, thailändische Staatsbürger und Expats, die ihre Gelder im Ausland investieren oder verwalten, dazu zu ermutigen, ihre Einkünfte schneller nach Thailand zurückzubringen, um das inländische Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Über Sinn und Zweck dieser geplanten Änderung darf sich jeder ein eigenes Urteil bilden.
Auswirkungen auf verschiedene Gruppen
Die vorgeschlagene Steuererleichterung könnte weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Gruppen in Thailand haben:
1. Expatriates und digitale Nomaden
Expats und digitale Nomaden, die Einkünfte aus ausländischen Quellen wie Fernarbeit oder Übersee-Investitionen erzielen, könnten von den vorgeschlagenen Regeln profitieren. Durch strategische Planung der Überweisung ihrer Einkünfte innerhalb des laufenden Jahres oder des Folgejahres könnten sie die PIT auf diese Gelder vermeiden. Dies ist besonders attraktiv für Personen, die globale Einkommensströme verwalten, da es Thailands Attraktivität als steuerfreundliches Ziel erhält.
2. Thailändische Staatsbürger mit Auslandsinvestitionen
Thailändische Staatsbürger, die im Ausland investieren, standen bisher vor steuerlichen Hürden bei der Rückführung ihrer Einkünfte. Der neue Vorschlag könnte sie dazu ermutigen, Gelder nach Thailand zurückzubringen, was Branchen wie Immobilien, Tourismus und lokale Unternehmen ankurbeln könnte.
3. Inhaber eines Long-Term Resident (LTR) Visums
Das Long-Term Resident (LTR) Visumprogramm, das 2022 eingeführt wurde, bietet Steuerbefreiungen für ausländische Einkünfte für bestimmte Kategorien hochqualifizierter Ausländer, wie etwa „Wealthy Global Citizens“ und „Work-from-Thailand Professionals“. Während die vorgeschlagene Erleichterung diese Befreiungen möglicherweise nicht direkt betrifft, ergänzt sie die Bemühungen der Regierung, hochqualifizierte Residenten anzuziehen und zu halten. Änderungen am Steuergesetzbuch könnten Anpassungen des Königlichen Dekrets, das die LTR-Vorteile regelt, erforderlich machen. LTR-Inhaber sollten daher wachsam bleiben.
4. Rentner und Pensionäre
Rentner, die Pensionszahlungen nach Thailand überweisen, sollten beachten, dass die Erleichterung für Einkünfte gilt, die ab 2025 erzielt werden. Renten, die vor 2024 erzielt wurden, bleiben gemäß der Anordnung Por. 162/2566 bei Überweisung von der PIT befreit. Zudem können Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) mit 61 Ländern, einschließlich Deutschland, eine doppelte Besteuerung von Renten verhindern, wobei derzeit erhebliche Interpretationsstreitigkeiten bestehen. Eine Beratung durch einen Steuerberater ist ratsam, da wir als gemeinnütziger Verein keine Rechtsberatung anbieten dürfen.
Internationaler Kontext
Die vorgeschlagene Erleichterung erfolgt vor dem Hintergrund von Thailands Bemühungen, sein Steuersystem an internationale Standards anzupassen, insbesondere im Hinblick auf eine mögliche Mitgliedschaft in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die Regeländerung von 2024, die alle überwiesenen ausländischen Einkünfte besteuert, war ein Schritt zur Schließung von Steuerschlupflöchern und zur Erhöhung der Transparenz, unterstützt durch Thailands Einführung des Common Reporting Standard (CRS) für den Austausch von Finanzinformationen.
Die Regierung ist jedoch auch darauf bedacht, Thailands Attraktivität für ausländische Expats zu bewahren. Die vorgeschlagene Steuererleichterung spiegelt einen ausgewogenen Ansatz wider: Sie fördert die Rückführung von Geldern, während sie Anreize für Expats und Investoren erhält.
Es gilt folgende Punkte zu beachten
Obwohl die vorgeschlagene Erleichterung vielversprechend ist, sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen:
- Legislative Unsicherheit: Die Änderungen sind noch nicht finalisiert, und der mehrstufige Gesetzgebungsprozess könnte die Vorschläge verzögern oder verändern. Expats und Residenten sollten offizielle Updates des Finanzamts verfolgen.
- Komplexität der Steuerplanung: Die zeitliche Planung von Überweisungen, um für die Befreiung in Frage zu kommen, erfordert sorgfältige finanzielle Planung. Personen mit mehreren Einkommensquellen benötigen möglicherweise professionelle Unterstützung, um die Einhaltung und Optimierung der Steuerergebnisse sicherzustellen.
- Auswirkungen auf Thailands Attraktivität: Während die Erleichterung die Rückführung fördern könnte, könnte die breitere Entwicklung hin zur Besteuerung weltweiter Einkünfte Thailand für einige Expats weniger attraktiv machen, falls sie eingeführt wird. Branchen wie Immobilien und Tourismus, die auf langfristige ausländische Residenten angewiesen sind, könnten Herausforderungen begegnen.
- Risiken der Doppelbesteuerung: Für im Ausland besteuerte Einkünfte können Thailands DBAs eine Doppelbesteuerung abmildern, aber der Prozess kann komplex sein. Wenn Einkünfte beispielsweise im Ausland mit 30 % besteuert werden, aber in Thailand nur mit 20 %, fällt keine zusätzliche Steuer an, aber Rückerstattungen für überzahlte Steuern sind nicht verfügbar.
Haftungsausschluss
Dieser Artikel dient ausschließlich der Information und stellt keine Rechtsberatung dar. Steuergesetze können sich ändern, und die bereitgestellten Informationen basieren auf aktuellen Berichten vom 24. Mai 2025. Konsultieren Sie stets einen qualifizierten, in Thailand zugelassenen Steuerberater für individuelle Beratung.